Page 79 - Vinkler, Jonatan, in Jernej Weiss. ur. 2014. Musica et Artes: ob osemdesetletnici Primoža Kureta. Koper: Založba Univerze na Primorskem.
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Hugo Wolf in Perchtoldsdorf
Über die Mörike-Lieder

Peter Andraschke, Perchtoldsdorf

Die an das südliche Wien grenzende, malerisch an den Hängen des Wi-
enerwaldes gelegene Weingemeinde Perchtoldsdorf ist bis heute ein
beliebtes Ausflugsziel und Wohnort zahlreicher in Wien Beschäftig-
ter. Trotz ihrer derzeit noch rund 50 Heurigenlokale blieb sie vom Massen-
tourismus verschont und pflegt ihre weithin bekannten Brauchtumstraditi-
onen, die vor allem vom Weinbau bestimmt sind. Zahlreiche Prominente,
darunter viele Musiker, haben hier gelebt. Hugo Wolf (1860-1903) hat in den
Wintermonaten der Jahre 1888 bis 1896 als Gast der Familie des Börsensenals
(amtlicher Börsenmakler) Hugo Werner längere Zeit in deren Haus in der
Brunnergasse verbracht und hier u.a. den größten Teil seiner Mörike-Lieder
komponiert. Nach einem schweren Schlaganfall im Frühsommer 1781 kaufte
sich Christoph Willibald Gluck (1714-1787) im Herbst das Anwesen Wiener-
gasse 22 (damals Knappenstr. 175) mit einem 7000 m2 großen Barock-Garten
und nutzte es für seine Sommeraufenthalte.1 Zu seinen Besuchern in Perch-
toldsdorf zählten Joseph Haydn und vermutlich W. A. Mozart, dessen Sohn
Schüler im Internat des Wenzel Bernardin Heeger in der Wiengasse 30-32
war. Johann Friedrich Reichhardt (1752-1814), Kapellmeister der kgl. Hofka-
pelle in Berlin und bekannter Musikschriftsteller nächtigte im Sommer 1783
bei ihm und berichtete ausführlich darüber. Franz Schmidt (1874-1939) besaß
eine Villa in der Nähe des Naturschutzgebietes Perchtoldsdorfer Heide. Gu-
stav Mahler (1860-1911) machte als junger Mensch hier Urlaub. Sein Freund
Friedrich Löhr wohnte ab 1882 in den Sommermonaten häufig im spätgoti-
schen Bürgerhaus Nr. 8 am Marktplatz. Mahler besuchte ihn für eine Woche
im Juli 1884 und kam nochmals für einige Tage im Juli 1887. Seinen ersten

1 Christine Mitterwenger, „Christoph Willibald Glucks Perchtoldsdorfer Sommerdomizil“, in
Perchtoldsdorfer Rundschau 12.13-01.14, 4f.

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