Page 82 - Vinkler, Jonatan, in Jernej Weiss. ur. 2014. Musica et Artes: ob osemdesetletnici Primoža Kureta. Koper: Založba Univerze na Primorskem.
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musica et artes

Hochstraße 43 verheiratet. Webern, der damals in Maria Enzersdorf lebte,
hatte zu ihm nur einen Fußweg von einer halben Stunde.

Das Hugo Wolf-Haus in der Brunnergasse 26 ist ein ehemaliges Wein-
hauerhaus aus dem 16. Jahrhundert. Zusammen mit der benachbarten Nr. 24
kam es 1762 in den Besitz der Benediktiner von Monserrat (Schwarzspanier).
Dieser Monserrater Hof wurde 1782 vom Wiener Schottenstift übernommen
und im 18. und 19. Jahrhundert erweitert und umgebaut. Seit Anfang des 19.
Jahrhunderts gab es mehrfach Besitzerwechsel. Das Haus Nr. 26 erwarb 1818
der Urgroßvater von Heinrich Werner, dem Freund und großzügigen Förde-
rer von Wolf, der durch verschiedene biographische Veröffentlichungen über
den Komponisten bekannt geworden ist.8 Die Wiener Familie benützte es
als ständige Sommerfrische, weshalb Wolf dort nur in den Wintermonaten
unentgeltlich wohnen konnte. Durch ein großes Tor in einer hohen Mauer
erreicht man das große Anwesen, das auf der Rückseite steil zum Waldrand
des Hochberges mit seinen herrlichen Ausblicken ansteigt und südlich an die
Rebflächen der Riede Wisboith grenzt. Das stattliche Haus, dessen Eingang
im Innenhof liegt, beherbergt seit 1973 ein Wolf gewidmetes Museum, das
von der Gemeinde betrieben wird. Eine Tafel auf der Straßenseite erinnert:
»Hier schrieb Hugo Wolf in der Zeit zwischen 1888 und 1896 seine unsterbli-
chen Mörike-Lieder, das Spanische und Italienische Liederbuch und die Oper
„Der Corregidor“.« Sie ergänzt die vom Hugo Wolf-Verein in Wien gestifte-
te Gedenktafel, am Haus deren Enthüllung am 4. Juni 1905 mit einem mu-
sikalischen Festakt gefeiert wurde.9 Eine aktive slowenische Wolf-Rezeption,
an der Primož Kuret wesentlich beteiligt war, setzte hingegen, politisch be-
dingt, erst um 1990 ein, als die slowenischen Wurzeln der Familie bewußt
geworden waren. Sie führte zu Gründung einer Hugo Wolf Gesellschaft, dem
Ausbau eines dem Komponisten gewidmeten Museums im Geburtshaus in
Slovenj Gradec sowie zu internationalen musikwissenschaftlichen Symposi-
en und zahlreichen Konzertveranstaltungen.10

Der noch heute existierende Pavillon im Garten der Familie Werner,
nahe dem Waldrand gelegen mit einem schönen und weiten Ausblick, bot
Wolf die Möglichkeit zum Komponieren an einem Holztisch. An einen

8 Heinrich Werner, Hugo Wolf in Mayerling. Eine Idylle (Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1913); Heinrich
Werner, Der Hugo-Wolf-Verein in Wien (Regensburg: Bosse, 1921); Heinrich Werner, Hugo Wolf
in Perchtoldsdorf (Anm. 1); Heinrich Werner, Hugo Wolf und der Wiener Akademische Wagner-Verein
(Regensburg: Bosse, 1927).

9 Zum Festprogramm siehe Werner, Hugo Wolf in Perchtoldsdorf, 143f.
10 Siehe zum Beispiel den Bericht Mednarodni simpozij o življenju in delu skladatelja Huga Wolfa, Slovenj

Gradec, 13.-15 März 1996, geleitet von Primoz Kuret und Marijan Mikic (Slovenj Gradec: Društvo
Huga Wolfa, 1997), darin Primož Kuret, „Sprejem Wolfovih na Slovenskem“, 13-19.

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