Page 74 - Glasbenopedagoški zbornik Akademije za glasbo v Ljubljani / The Journal of Music Education of the Academy of Music in Ljubljana, leto 9, zvezek 18 / Year 9, Issue 18, 2013
P. 74
AN ADAMIÈ (1912–1995)

Für die Schweiz standen und stehen Paul Huber (1918-2001), Albert Benz (1927-
1988), Jean Daetwyler (1907-1994), Jean Balissat (1936-2007), vor allem aber Albert
Häberling (1919-2012) für den Übergang vom konservativ geprägten Blasmusikwesen
zu neuen Klangformen. Eingeleitet wurde diese zunächst stark bekämpfte Wende durch
Häberlings “Festliche Musiktage” in Uster. Hier öffnete sich ein Fenster, durch das
Komponisten aus aller Welt in die Schweiz hereintraten, - zugleich erhielten schweizer
Komponisten die Chance, sich auf dem Podium in Uster international zu profilieren.

Im süddeutschen Raum nenne ich Willy Schneider (1907-1983), Gustav Lotterer
(1906-1987), Helmut Haase-Altendorf (1912-1990), Edmund Löffler (1900-1998),
Willi Löffler (1915-2000), Ernest Majo (1916-2002), Dieter Herborg (1925-2005),
Hermann Regner (1928-2008), sie sind alle bereits verstorben, die überdies zusammen
mit Guido Waldmann für den Aufbau der Bundesakademie in Trossingen aktiv waren.
Um 1990 fanden sich west- und mitteldeutsche Komponisten im “Borgsdorfer Kreis”
zusammen, dem u. a. Klaus-Peter Bruchmann (*1932), Hermann Egner (1947-2005),
Hans Hütten (*1943) angehörten.

Völlig überraschend hat sich auf dem Weltmarkt, mit Hilfe des Staatsverlages “Editio
Musica” in Budapest und dessen Vertrieb über Boosey & Hawkes im Westen, seit den
siebziger/achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts die Stimme Ungarns gemeldet. Einerseits
von der ungarischen Tonsprache Béla Bartóks und Zoltán Kodálys geprägt, zum anderen
aber an der Instrumentationskunst der Amerikaner orientiert, gelang Frigyes Hidas
(1928-2007), mit der “Circus Suite” ebenso wie mit dem Requiem, Kamilló Lendvay
(*1928), mit dem Klavierkonzert, Árpád Balász (*1937) und László Dubrovay (*1943)
in kurzer Zeit ein erstaunlicher internationaler Durchbruch, wie ihn keine andere
Komponistengruppe eines europäischen Landes damals und seither erzielen konnte.

Während in der Tschechei Evzen Zámeènik (*1939), Konservatoriumsdirektor in
Brünn und Komponist einer mährisch inspirierten und stilisierten Blasmusik-Symphonik,
eine neue Tonsprache suchte und fand (Titel, wie “Groteske für Fagott und
Blasorchester”, 2005 entstanden und im HeBu-Musikverlag gedruckt, weisen auf seine
parodistische, heiter-witzige Ader hin), - verharrt in der Slowakei Adam Hudec (*1949),
bei traditioneller Polka-Musik, die vor allem über den Adler-Musikverlag auf den
Westmarkt gelangt(e).

Um und mit Adamiè zählen zum beachtlichen slowenischen Kreis Ervin Hartman
sen. (1904-1988) und jun. (*1943), beide eher traditionell orientiert, während als
gemäßigte Neuerer gelten: Emil Glavnik (*1936), mit “Logarska Dolina” und den
“Romantischen Variationen” für Tenor-Saxophon und Blasorchester; Dane Škerl
(1931-2002), mit der “Tretja Sinfonieta”; und Vinko Strucl (1933-2006), dem wir u. a.
“Rad igram na saksofon” (Ich spiele gerne Saxophon) für Alt-Saxophon und
Blasorchester verdanken. Die genannten Kompositionen sind im repräsentativen
Musikverlag Sloweniens, nämlich dem von Ervin Hartman (s. o.), gedruckt erschienen.
Nicht unerwähnt darf in diesem Zusammenhang bleiben, dass die mitteleuropäische
Blasmusikszene seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts sehr stark von den
Niederlanden aus beeinflusst wurde, zunächst durch den Verlag Molenaar, dann vom De
Haske-Verlag. Zum Unterschied von den folklorisierenden Werken der Tiroler Gruppe
um Tanzer und Thaler und auch zum Unterschied von die an Anton Bruckner, Frranz
Schmidt und Joseph Marx anknüpfenden Symphonik der Ost-Österreicher um Herbert

74
   69   70   71   72   73   74   75   76   77   78   79