Page 73 - Glasbenopedagoški zbornik Akademije za glasbo v Ljubljani / The Journal of Music Education of the Academy of Music in Ljubljana, leto 9, zvezek 18 / Year 9, Issue 18, 2013
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fgang Suppan, BOJAN ADAMIÈ – SEINE ZEIT, SEIN (BLAS)MUSIKALISCHES UMFELD

Wolfgang Suppan
Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz / Austria

BOJAN ADAMIÈ – SEINE ZEIT, SEIN (BLAS)MUSIKALISCHES
UMFELD

1912 geboren und 1995 verstorben bedeutet, zwei Weltkriege überstanden zu haben, die
einen Lebenslauf entscheidend geprägt haben. Erst nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges konnte Bojan Adamiè Anschluß an das mitteleuropäische
Blasmusikgeschehen finden, das sich damals neu zu entfalten begann. Als Paul
Hindemith im Jahr 1927 führende Komponisten seiner Zeit nach Donaueschingen
eingeladen hatte, um dem Amateurmusikwesen eine neue, zeitgemäße Literatur
anzubieten, war Adamiè 15 Jahre alt, von den deutschen Fliegermusiken der dreißiger
Jahre konnte er kaum Kenntnis haben. Der Krieg hatte schon begonnen, da schloß Adamiè
das Musikstudium in Laibach mit dem Diplom in den Fächern Klavier, Trompete und
Orgel ab. Aber welche Einstiegsmöglichkeiten in ein Berufsmusikerleben gab es damals?

So beginnen wir in den endvierziger Jahren. Damals erschien allein das
Blasmusikleben in der vom Krieg verschonten Schweiz intakt. In allen anderen
mitteleuropäischen Ländern erschien es fraglich, ob die altvätrisch verschrienen
kleinstädtischen und ländlichen Blaskapellen überhaupt wieder auf die Beine kommen
würden. Erst als eine junge Generation, angeregt von den über die US-amerikanischen
und englischen Soldatensender verbreiteten großen Namen des Jazz, den Klarinettisten,
Saxophonisten, Trompetern, Posaunisten, Schlagzeugern, ebenfalls zu Blas- und
Schlaginstrumenten griff, erschien die Blasmusikszene gerettet. Und ds bedeutete
zugleich, das sich die Literatur zu verändern, zu erneuern begann. Konventionelles
verzahnte sich dabei mit dem Modisch-Neuen einer jazzverwandten Unterhaltungsmusik.

Im Österreichischen - einschließlich Südtirol – steht ein eher konventionell orientierter
Kreis am Anfang, ich nenne Sepp Thaler (1901-1982), Sepp Tanzer (1907-1983),
Herbert König (1911-1991). Ihr Erbe trugen weiter: Sepp Neumayr (*1932), Anton
Othmar Sollfelner (*1935), dessen großartiger Einsatz für das österreichische
Militärmusikwesen unvergessen bleibt,1 Eugen Brixel (1939-2000), 1974 Mitgründer der
Internationalen Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Blasmusik (IGEB) und
Mitherausgeber des Jahrbuches “Alta Musica” dieser Gesellschaft, Gottfried Veit
(*1943), wobei die Verlage Helbling in Innsbruck, Kliment in Wien und Adler (Heribert
Raich) in Bad Aussee hilfreich waren und sind. Zu dieser Gruppe zählt auch der in Cilli
gebürtige Untersteirer Walter Kalischnig (*1926), der 1953 nach Holland auswanderte
und 1970 bis 1984 als Tonmeister bei Radio Hilversum arbeitete; er schrieb
Blasorchesterwerke und Bearbeitungen, die zumeist bei “Musica Mundana” gedruckt zu
haben sind.

Wie sieht es in den unmittelbaren Nachbarländern Österreichs aus, deren
Blasmusikentwicklung Adamiè beobachten konnte?

1 Kurzbiographien und Werkverzeichnisse aller genannten Namen finden sich in: Wolfgang und Armin
Suppan, Das Blasmusiklexikon. Komponisten – Werke – Autoren – Literatur, 5. Auflage des Lexikons des
Blasmusikwesens, Kraichtal 2009, HeBu-Musikverlag.

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